Süd-Ost-Tunesien

14. Tag 

Wir haben die Pipelinestraße nach Osten verlassen und fahren nun in Richtung Chenini, wo es alte Berberdörfer in Felsenhöhlen gibt, die wir uns gerne ansehen möchten.
Irgendwann kommen wir immer weiter nach Süden von der gespeicherten Route ab.
Aber da wir auf eine südlich verlaufende Parallelroute zusteuern, die ebenfalls nach Chenini führt, stört uns das nicht weiter.
Zuerst ist die Piste noch steinig und führt teilweise durch ein trockenes Flussbett.
Dann sind einige kurze Dünenfelder zu durchfahren. Auch das stellt keine großen Anforderungen an uns oder Christoph mit seiner Yamaha.

Irgendwo steht dann an der Piste ein kleiner Wasserturm und eine Pumpstation, die mit Solarzellen bestückt ist und das Wasser in eine Tränke fließen lässt.

Einige dutzend Kamele setzen sich bei unserer Ankunft gemächlich in Bewegung, drehen in einigen hundert Metern eine Runde um die Tränke und kehren dann wieder zurück, um weiter zu saufen.
Wir öffnen den Wasserhahn und stellen fest, dass es ein sehr gutes Wasser ist. Ohne den oft schwefeligen oder leicht salzigen Geschmack.

Die Landschaft wird nun zusehends sehenswerter. Tiefe Täler, in denen immer wieder einige Meter hohe Dämme aufgeschüttet sind, um bei Regen das Wasser aufzuhalten.
 
Vor den Dämmen ist ein Feld gelegen, das bewirtschaftet wird und zumeist mit einigen großen Dattelpalmen bepflanzt ist. Wir vermuten, dass die Dattelpalmen als Schattenspender dienen.

Da wir mal wieder eine Abkürzung verpasst haben, stranden wir in Taoutine.

Hier tanken wir nach, zwar nicht viel, aber was man im Tank hat, das hat man und muss es nicht irgendwann vielleicht teuer kaufen.

Jetzt fahren wir nach Chenini und kommen am frühen Abend dort an.

Jetzt noch das Dorf anzusehen lohnt nicht, also fahren wir weiter in die Schlucht hinein und finden an einem alten Brunnen einige hundert Meter abseits der Straße einen prima Schlafplatz unter Palmen.

Koordinaten: N 32°53.828
                     E 10°14.960

 

 

 

 

 

15. Tag

Der Standplatz direkt an dem alten Brunnen ist ruhig, da nur wenige Autos die einige hundert Meter entfernte Straße in der Nacht benutzen.

Aber am frühen Morgen kommt plötzlich ein starker Wind auf, der alles kräftig durchschüttelt.

Christoph hatte nur eine Plane gespannt und dieser jagt er nun fluchend hinterher.


Nach nur zehn Minuten ist der Spuk vorbei und wir können alle in Ruhe weiterschlafen.
 
Am Morgen fahren wir bis Chenini zurück und schauen uns das Dorf an, dessen Häuser teilweise direkt in den Fels gehauen sind.


Fast alle Häuser sind verlassen und zumeist teilweise zerfallen.

Der Zustand und das Umfeld laden nicht zu einer näheren Besichtigung ein.

So schauen wir uns das Dorf nur von allen Seiten an und beschließen dann, nach Ghoumrassen zu fahren und von dort über eine kleine Gebirgsstraße weiter bis zur Pipeline-Straße und dann zum Campingplatz nach Douz.

Christoph möchte noch zur Küste und so trennen sich unsere Wege ab hier.


Das Wetter ist bedeckt und in Deutschland würde ich sagen, es wird heute noch kräftig regnen.
Aber hier regnet es nicht.
An einem Checkpoint des tunesischen Militärs, oben auf dem Pass, hat ein einsamer Kapitän Dienst. Er spricht sehr gut Englisch.
 
Nein, es würde nicht regnen, erklärt er uns.

Es habe zuletzt vor drei Monaten so 20 mm geregnet und der nächste Regen wird erst wieder erwartet im Januar oder auch später.

Die Fahrt durchs Gebirge ist zwar landschaftlich interessant, aber nach dem Pass kommt starker Wind auf und wir fahren nur noch auf einer ratternden Wellblechpiste, die hin und wieder von kleinen, frisch auf die Piste gewehten Dünenfeldern unterbrochen wird.
Es kommt uns so vor, als führen wir in einem starken Schneetreiben mit Schneeverwehungen.

Auf der Pipelinestraße kommen uns dann die ersten Fahrzeuge entgegen.
Eine organisierte Gruppe von sieben gleichen weißen Toyotas, die alle in Richtung Kasar Ghilane düsen.
Dass es eine Reisegruppe ist, ist leicht daran zu erkennen, dass die Fahrzeuge vollgepfropft sind mit Leuten und dass die Fahrer nicht - wie es bei allen anderen üblich ist - grüßen.

Auf dem Campingplatz in Douz sind nur fünf Nissans aus Slowenien, die bereits bei einem der Fahrzeuge in den Dünen eine Vorderachse geschrottet haben.

Besonders schön empfinden wir es, wieder einmal ausgiebig zu duschen und frische Klamotten anzuziehen.

 

 

16. Tag

Heute haben wir erst mal lange ausgeschlafen.

 

Nach dem Frühstück, das immer nur aus einer Tasse Tee besteht, fahren wir zuerst tanken.

Auf den 570 km, die wir nun durch die Wüste gefahren sind, haben wir im Durchschnitt 29 Liter Diesel auf 100 km verbraucht.

Hierbei war die Hälfte der Strecke jedoch eine zumeist gut befahrbare Piste und der Rest schweres Gelände.

Das Publinet in Douz nutzen wir gerne, da es schnell und sauber ist.

Heute werden wir eine Fahrpause einlegen.

 

Wir wollen uns hinter Dünen an einem Brunnen breit machen, als eine Kamelkarawane mit einigen Touristen aus der Wüste auf uns zuschaukelt.

Da fahren wir doch lieber noch eine halbe Stunde weiter, bevor wir den ganzen Abend ungewünschte Konversation betreiben müssen.


Die Piste vom Cafe Desert geradeaus nach Ksar Ghilane ist wohl seit langem nicht mehr befahren worden, denn es ist nur manchmal eine einzelne schwach sichtbare Spur erkennbar und die ist oft bereits stark mit Sand verweht.

 

Wir fahren ein paar Kilometer in die Wüste und finden noch in Sichtweite des Forts in den Dünen einen ruhigen Stellplatz.

 

 

Hier vertrödeln wir den Tag mit Lesen und Nichtstun.
Um ungestört im Windschatten zu sitzen, spannen wir gegen den leichten Sandsturm einen Windschutz auf.

 

Nach Sonnenuntergang lässt der Wind rapide nach und wir sitzen noch eine Zeitlang und schauen zu, bis die Sonne komplett verschwunden ist.

Bereits nach kurzer Zeit strahlen immer mehr Sterne. Am Horizont ist eine hellere Stelle erkennbar, wo in ca. 25 km Entfernung das Licht der Stadt Douz in den Himmel scheint.

 

17. Tag

Als ich gegen zehn Uhr früh aus dem Bett krabble und mich draußen in die bereits gut wärmende Morgensonne setze, fühle ich eine große Ruhe so weit weg von allem in der Einsamkeit der Wüste.
Aber das Gefühl währt nicht lange, denn unvermittelt taucht vor unserem Nachtplatz ein Kamel auf, und noch eins und noch vier weitere.
Die Kamelkarawane von gestern Abend trottet vorbei und hinterher vier Touris mit Rucksack.

Eine Stunde später starten wir und nach einer weiteren Stunde überholen wir die gemächlich dahin ziehende Gruppe.

Die Piste ist so gut wie nicht sichtbar und wir fahren nach GPS durch die noch kleinen Dünen.
Dann geht es bergauf und die Dünen werden höher. Eine Spur ist nun absolut nicht mehr erkennbar.
Ich fahre und Tadeusz geht voraus oder er schaut aus der Dachluke, um den besten Weg zu erkunden.

An einer hohen Düne schaffe ich es auch beim dritten Anlauf nur immer bis kurz über die Kuppe.

Ich fahre eine Düne daneben ohne Probleme, und so geht es von einer Stufe zur nächsten, bis wir den hohen Dünenkamm überwunden haben.

Jetzt liegt ein steiniges Stück mit nur flachen Dünen vor uns. An der linken Seite sehen wir ein Gebäude, das in unserer Karte als MARABUTT eingetragen ist.
Ein kleiner Rundkuppelbau von nur wenigen Metern Durchmessern. Innen findet sich eine große Blechplatte auf dem Boden, die wohl einen Brunnen abdeckt.

Es ist später Nachmittag und wir beschließen, hier zu übernachten.

Kurz bevor die Sonne untergeht machen wir noch einen Rundgang, um für morgen die beste Anfahrt zu dem nächsten Höhenzug zu erkunden.
Da sehen wir erneut die Karawane, die auch in Richtung MARABUTT zieht.


Die Karawane rastet dann aber einen halben Kilometer vor uns und am Abend sehen wir den Schein ihres Feuers und hören Trommeln und Gesang.


Auch wenn die Karawane mehr als ½ Kilometer von uns entfernt lagert, können wir deutlich die Leute sprechen hören.

In der Wüste sind alle Geräusche meilenweit zu hören.



 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 



18. Tag

Der Tag beginnt denkbar schlecht.
Beim Wasserkochen stellen wir fest, dass wir kein Gas mehr in der Flasche haben.
Die Flasche war noch ½ voll gewesen als wir losfuhren. Tatsache ist, sie ist nun leer.

Für diesen Notfall haben wir noch unseren simplen russischen Benzinkocher und einen Liter Benzin mitgenommen.

Aber wie der Teufel es will, der sonst immer und bei jeder Temperatur funktionierende Kocher will heute nicht unser Teewasser erhitzen.

Wir haben den gesamten Apparat zerlegt und geprüft und nach zwei Stunden finden wir in einer defekten Dichtung den Fehler.
 
Obwohl wir um acht aus der Koje waren, können wir erst um elf Uhr unseren Motzi anwerfen und losfahren.

Es geht auch direkt hoch ins nächste Dünenfeld und mehr als einmal müssen wir die Richtung ändern, da die voraus liegenden Dünen einfach zu hoch sind, um sie direkt zu erklimmen.

Wir machen die Erfahrung:
Der weiße Sand ist sehr pulvrig und lose.
Der gelbe Sand ist fester und viel einfacher zu befahren.

Die Dachluke an unserem Unimog erspart uns viel Lauferei. Zuerst sind wir öfters bei unübersichtlichem Gelände das Gelände abgegangen, um die beste Passage zu finden.
Dann fanden wir heraus, dass der zweite Mann auf dem Beifahrersitz stehend aus der Dachluke  heraus eine gute Voraussicht hat.

Mit Umsicht und guter Wahl des Weges lassen sich auch die höchsten Dünen bewältigen.

Jedoch sind wir auf ebener Strecke zweimal beim Anfahren in diesem widerlich pulvrigen weißen Sand fast steckengeblieben.
Nur mit allen Sperren hat sich unser Kraftpaket dann doch immer wieder aus diesen Feinsandlöchern herausgearbeitet.

Da der Keilriemen der Servolenkung beim Lenken quietschende Geräusche von sich gibt, spannen wir ihn, da etwas zu lose, nach.

Das Öl in den Vorgelegen wird auch überprüft. Es tritt zwar am linken Vorgelege etwas Öl am Simmering aus, aber beim Ausdrehen der Einfüllschraube kommt immer noch leicht Öl aus der Einfüllöffnung geflossen.

Wir werden es weiter im Auge behalten.

Am Abend erreichen wir Ksar Ghilane und parken unseren Motzi im Wald an der Ostseite, wo das Stehen kostenfrei ist, da wir auf dem leeren Campingplatz nichts geboten bekommen, was wir nicht selbst haben.







 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

19. Tag

Am frühen Morgen weht ein recht starker Wind. Sandsturm kann man es noch nicht nennen, aber ohne Brille und Mundschutz knirscht es ganz schön zwischen den Zähnen.
Der Himmel ist verdunkelt vom aufgewirbelten Sand.

Ein Herde Kamele drängt sich an der Viehtränke und säuft eine Menge Wasser aus den Trögen.

Wir fahren aus Ksar Ghilan heraus und finden bei dem Wind noch nicht mal die sonst so ausgefahrene Spur Richtung Douz.
 
Der Wind hat alles verweht. Da wir einfach in der Spur fahren wollten, haben wir das GPS erst gar nicht in Betrieb genommen.
 
Wir peilen deshalb die Düne an, wo die Ausfahrt aus dem Dünenfeld liegt und kreuzen die Dünen in diese Richtung.

Zwar landen wir dreihundert Meter neben der Ausfahrt, aber auch das lässt sich mit unserem Unimog leicht korrigieren.

Die restliche Fahrt nach Douz verläuft ähnlich. Keine Piste, noch nicht mal eine Spur ist noch zu sehen. Wir fahren nach GPS und es dauert bei dem Wind fast vier Stunden bis wir in Douz ankommen.
Das Führerhaus ist total verstaubt, da wir häufiger aus der Dachluke die Richtung gepeilt haben.

In der Wohnkabine ist alles staubfrei geblieben.
Die ist wirklich gut dicht.
Vor den Lüftungsblechen des Kühlschranks hatte ich noch Schieber eingebaut.
Die waren mehr dafür gedacht bei kaltem Wetter keine Kälte in die Kabine zu drücken.
Sie bewähren sich aber hier in der Wüste besonders gut, da Staub und Sand nicht durch die Lüftungen in die Kabine gelangen.



 

 

 

 

 

 


Es ist Sonntag und wir Frühstücken.

Auf der weichen, sandigen Piste geht es gut voran.

An einer Kameltränke irgendwo an der Piste nach Chenini legen wir eine Rast ein.
Zu Christoph (rechts), dem Bayer in der Wüste, fassen die Kamele sofort vertrauen.



Unser Übernachtungsplatz an einem alten Brunnen.

.

Chenini,

 



Die endlos lange und öde Piste in Richtung Pipeline-Straße



Ein ruhiger aber windiger Platz in den Dünen einige Kilometer hinter dem Cafe Desert.

Tadeusz bei der Morgentoilette.
Das Brot ist sicher und rutschfest verstaut.

Mit Schwung und Sperre lassen sich fast alle Auffahrten nehmen.
Nur einmal nicht, da fehlte die Möglichkeit richtig Schwung zu holen


Das oder der MARABUTT? Liegt auf halber Strecke und ist ein guter Platz.


Im MARABUTT ist es angenehm kühl für uns und den Fliegen ist es zu kalt dort.
Nachdem endlich der Kocher dienstbereit war gab es doch noch den Morgentee.

Es waren echt hohe Dünen zu erklimmen auf der Strecke.



Um in den hohen Dünen den richtigen Weg zu finden war die Dachluke sehr hilfreich.
Der Navigator Tadeusz hatte von hier den besten Überblick.


Bergab geht es einfacher als bergauf, auch wenn es spektakulärer aussieht.

Kameltränke

Der Himmel hatte eine eigenartige Farbe und der über die Straße wehende Sand
 erinnerte uns an ein heimatliches Schneetreiben.

 

 

 

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