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Südtunesien - Wüste
9. Tag
Wir
wollen die Seldja-Schlucht mit dem historischen Salonzug „Rote Eidechse“
durchfahren und fahren zu diesem Zweck zum Bahnhof von Metlaoui, von wo aus
die Fahrt laut Reiseführer um 10:30 abgehen soll.
Der Bahnhof ist leicht zu finden und ein Bahnbeamter kann prima unsere Fragen
in Englisch beantworten. Leider fährt der Zug heute nicht, erklärt er uns. Er
fährt eigentlich seit Mai nicht mehr, wegen fehlender Gäste.
Die Touristen haben Angst zu kommen, wegen der angeblichen Revolution. Dabei
hatten wir doch nur einen politischen Frühling.
Schade, meinen wir.
Dann nehmen wir den nächsten Arbeiterzug, der die Minenarbeiter zur Mine
bringt. Der fährt doch auch durch die Schlucht? Unsere Frage ist dem Beamten
peinlich, muss er uns doch nun erklären, dass dieser Zug auch seit einer
Woche nicht fahre, da die Minenarbeiter durch die neue Demokratie ermuntert
worden seien, erst mal zu streiken.
Also keine Schluchtenreise, stellen wir fest.
Wir klettern in den Unimog und geben Douz als unser nächstes Ziel ein.
Wir
tanken und stellen fest, dass wir auf den letzten 540 km nur 18 Liter /100 km
verbraucht haben.
Sind ja auch nicht schneller als 70 km/h gezockelt.
Wir fahren über den Chott el Jerid, den großen Salzsee. Das Überqueren
ist heute über einen Damm möglich.
Weiß glitzert das kristallisierte Salz und teilweise ist von den letzten
Regenfällen noch Wasser auf dem See sichtbar.
Auf der südlichen Seite fahren wir durch mehrere kleine Städte und riesige
Dattelpalmen-Plantagen.
Die Schule ist um die Mittagszeit zu Ende und eine Unmenge von Kindern
bevölkert die Straße.
Rechts und links der Straße gibt es breite, gut ausgebaute Bürgersteige, aber
es ist uns schon vor Tagen aufgefallen, dass der Tunesier nicht die breiten
Gehwege nutzt, sondern in breiten Reihen über die Straße schlendert.
In Douz, dem Ausgangspunkt aller Wüstenfahrten, wo jeder mit jedem Kontakt
aufnimmt und alle Fragen über Pisten, Befahrbarkeit und der neueste
Wüstenklatsch zu erfahren ist, ist nichts los.
Etliche Hotels und auch der Deser-Camping sind geschlossen.
Der zweite Campingplatz ist mit zwei verwaisten Transportautos belegt.
Hier, wo man sich üblicherweise mit anderen zur gemeinsamen Tour in die Weite
der Wüste verabredet, ist keiner, dem man hätte Fragen stellen können.
Am Abend taucht dann eine Gruppe von zwei Landys und drei Motorradfahrern aus
der Wüste auf.
Auch
sie berichten davon, dass in der Wüste zurzeit wenig Verkehr ist.
Viele Pisten seien wegen der fehlenden Benutzung verweht und schwierig zu
befahren.
Sie hätten heute die Fahrt nach dem „Verlorenen See“ abbrechen müssen, da die
Piste so schwierig zu befahren sei, dass der mitgeführte Treibstoff nicht
ausgereicht hätte um die gesamte Rückreise zu sichern.
Ein einzelner Yamaha-Fahrer ohne Navi, Christoph, will morgen unseren Spuren
folgen und auch zu den Sandrosen-Feldern fahren.
Mit Treibstoff haben wir kein Problem. Auch beim höchsten anzunehmenden Verbrauch
kommen wir gut 1.000 km weit.
Ich habe noch kurzen Kontakt zu einer geführten Reisegruppe, die auch
Mitfahrer aus Viersen hat. Aber irgendwie merke ich, dass es dem Veranstalter
oder dem Führer nicht so recht ist, dass ich, ein Individueller, ein Gespräch
mit seinen Schäfchen führte.
Den Reiseteilnehmern ist wohl klargemacht worden, dass nur die geführte,
professionelle Tour sicher ist. Sie sind mir gegenüber in allen Fragen recht
kurz angebunden und werden dann schnellstens in ihr komfortables Hotel
kutschiert. Je Range Rover sind fünf Leute wüstenfest und rüttelsicher
gequetscht verladen.
Tolles Reisen!
10. Tag
Wir fahren aus Douz heraus nach Westen Richtung algerische Grenze. Nach ca.
35 km biegen wir von der Hauptstraße südlich ab, durchkurven einige Kilometer
Dattelplantagen, um dann die offene Wüste vor uns zu haben.
Unser Ziel ist das Gebiet, in dem es die Sandrosen gibt. Wir wählen diese Strecke
als erste, da sie gut zum Üben geeignet ist. Christoph mit seiner Yamaha
folgt uns und turnt mal rechts und mal links neben uns durchs Gelände.
Irgendwann sehen wir ihn vor seiner Maschine liegen, während die Yamaha einen
Kopfstand macht. Er würgt sie wieder aus dem Weichsand und weiter geht seine
Fahrt.
Einige Feinsandstrecken lassen unseren Unimog tief einsinken. Aber nie liegt
er auf. An den Spuren im Sand sehen wir, dass andere Fahrzeuge mit weniger
Bodenfreiheit den Sand zwischen den Spuren plan gehobelt haben.
Die meiste Zeit fahren wir problemlos ohne Allrad, nur mit Hinterradantrieb.
An den hohen Dünen angekommen nehmen wir die erste mit Schwung und stellen
dann mit dem Garmin fest, dass wir nur weiter westlich die Sandrosen finden
werden.
Also die letzten Kilometer querfeldein und dann finden wir die seltsamen
Gesteinsformationen in den verschiedensten Größen.
Wir sammeln ein paar als Souvenir und treten den Heimweg an.
Das Vertrauen in den Unimog, im tiefen Sand gut voranzukommen, ist nach
dieser Übungsfahrt beträchtlich gestiegen.
Wir
tanken nun alles voll, auch unsere fünf Reservekanister, denn ab morgen soll
es ohne weitere Tankmöglichkeit für die nächsten Tage durch die Wüste gehen.
Auf
dem Weg zum Campingplatz in Douz stoppen wir noch an einem Markt. Da eins
unserer Weingläser zu Bruch gegangen war, kaufen wir Ersatz. Vier normale
Trinkgläser für einen Dinar.
Von anderen Campingplatzbesuchern wird uns das HABIT als bestes Restaurant in
Douz empfohlen. Dort kann man zum Essen auch Wein bekommen.
Das Habit ist ein kleines Restaurant im Stil einer Italienischen Eisdiele der
50er Jahre.
Man kann essen, was man aufgetischt bekommt, wenn man die Ansprüche auf
tunesisches Niveau herabstuft.
Aber eine Dose guter Fertigsuppe würde ich bevorzugen.
11. Tag
Wir haben gestern noch das einzige in Douz funktionierende
PUBLINET (Internetcafe) entdeckt.
Dieses besuchen wir heute zuerst, um unsere Nachrichten in die Welt zu
bringen.
Danach schlendern wir über den
Markt in Douz, kaufen Brot, Datteln und schlürfen einen der süßen Mint-Tees.
Die Bedienung verlangt von uns 1,50 Dinar pro Tee, was unverschämt ist, da
der Tee nur 0,25 Dinar kostet. Wir legen 1 Dinar hin und der Kellner
akzeptiert die Bezahlung widerspruchslos.
Das Angebot auf dem Markt ist vielseitig.
Gemüse und Obst der verschiedensten Art, viele Trockengemüse und auch kleine
Trockenfische gleich körbeweise.
Die Fische scheinen sehr beliebt, auf jeden Fall bei den Fliegen.
Elektro-, Plastikartikel und Kleidung in der Qualität von 1 Euro-Geschäften
oder nach der Ausführung zu Urteilen unverkäufliche Ware, die in Mitteleuropa
vor Jahren vom Markt genommen wurde.
Wir
fahren zum südlichen Ortsende von Douz, wo sich eine der vielen Pisten in die
Wüste befindet, die in Richtung Ksar Ghilane führt.
Wir fahren nur die halbe Strecke und biegen dann ab in Richtung eines kleinen
Tafelberges namens Tembain, der ca. 30 km abseits mitten in der Sahara liegt.
Die Strecke führt teilweise über eine Geröllpiste und teilweise durch
mittelhohe Dünen.
Kurz vor Tembain ist dann noch eine größere Sanddüne zu durchfahren, die es
in sich hat.
In der Sanddüne lagert eine verwegen aussehende Gruppe von Arabern mit fünf
Kamelen und zwei Eseln. Auch einige vermummte Frauen sind darunter.
Wir grüssen uns freundlich.
Ein paar hundert Meter weiter stehen zwei kleine Kinder an der Piste und
schauen uns neugierig an. Wir halten und schenken ihnen ein paar Bonbons. Sie
bedanken sich artig und winken uns freundlich nach, als wir weiterfahren.
Am
Abend erleben wir den Sonnenuntergang vor dem Tembain und suchen uns einen
Platz in der Wüste für die Übernachtung. Es gibt auch einen Campingplatz dort
mit Zelten, die zu mieten sind. Dies ist mehr was für die organisierten
Gruppenreisen.
Der Zeltplatz ist auch ohne jegliche Besucher.
Auf
der gesamten Strecke ist uns nicht ein einziges Fahrzeug begegnet.
Es ist zur Zeit wirklich ruhig in der Wüste.
12. Tag
Um 9:30 Uhr starten
wir unsere Abfahrt von unserem Nachtlager am Tembain.
Wir hatten unsere 125er Yamaha heruntergenommen und ich hatte am gestrigen
Abend noch eine Runde damit um den Tembain gedreht.
Heute übernimmt Tadeusz die kleine Motocross und quält sich damit, zumeist im
ersten Gang, durch das Dünenfeld bis zum Cafe Abzweig.
Der
Yamaha fehlen einfach die PS und ein gutes Drehmoment, um tiefe Sandpassagen mit
ihr leicht bewältigen zu können.
Die Rückfahrt bis zum Cafe Abzweig, welches am Zaun des Naturparks liegt, ist
wesentlich einfacher zu bewältigen als die Hinfahrt zum Tembain, da es nun an
den kritischen Stellen bergab geht.
Seit März hat es in diesem Gebiet nicht mehr geregnet, der Sand ist mehlig fein
und die Motorräder von Tadeusz und auch von Christoph, der eine Yamaha 600 fährt,
graben sich des Öfteren ein und sind nur mit recht anstrengender Arbeit der
Fahrer wieder zum Fahren zu bewegen.
Ich
fahre in meinem komfortablen Unimog gemütlich hinterher, während die beiden
mit ihren Mopeds ganz schön ins Schwitzen geraten.
Es ist ein angenehmes und sicheres Fahren mit so einem Unimog.
Zumeist fahre ich auch über lange und tiefe Sandstrecken ohne Allrad und der
Unimog hat damit kein Problem.
In dem kleinen, einfach errichteten Cafe Abzweig schlürfen wir übersüßten
Minztee, als eine Gruppe von sechs deutschen Motorradfahrern auftaucht, die
von einem mit Benzinkanister überladenen Toyota geführt werden.
Nach nur 60 km Fahrtstrecke müssen einige der durstigen Bikes bereits
nachgetankt werden.
In einer gewaltigen Staubwolke, von der nur das Führungsfahrzeug verschont bleibt,
verschwinden sie in Richtung Tembain.
Die
nächsten 29 km bis zur Hauptpiste von Douz nach Ksar Ghilane fangen ganz
harmlos als breite Piste an und führen dann durch ein immer welligeres
Dünenfeld. Die Dünen sind alle nur kurz, aber fünf bis sechs Meter hoch und
dadurch entsprechend steil. Wenn wir die Dünen erklimmen, ist es nie klar, ob
es nach der Dünenspitze nach rechts oder links geht.
Erst wenn wir wieder die Düne herabstoßen, ist erkennbar, wo die Pistenspur
weiter läuft.
Mehrmals geht es sofort rechtwinklig ab und die nächste Düne ist nochmals im
90 Grad Winkel zu nehmen. Da kann dann der Schwung fehlen und wir schaffen es
trotz ausreichender Motorkraft nicht, die Dünenspitze zu überwinden.
Also rückwärts hinunter und mit neuem Schwung problemlos über die Düne.
Die
Strecke auf der Hauptpiste bis Ksar Ghilane ist dann nur noch ein Kinderspiel
ohne große Anforderungen an Fahrkönnen und Fahrzeug.
Das Fort sehen wir uns heute nicht mehr an, da es bereits Nacht wird, als wir
dort eintreffen. Morgen fahren wir die paar Kilometer zurück, um es zu
besichtigen.
In
Ksar Ghilane sind noch drei Italiener mit ihren Range Rovern, ansonsten ist
die Oase ohne jegliche Touristen.
Am Quellteich mit seinem warmen Wasser sind drei Lokale geöffnet. In einem
sitzen wir, in einem anderen die Italiener, und das dritte ist leer.
Im letzen Jahr tobte hier der Bär und es war schwierig, für unsere Fahrzeuge
einen Parkplatz in der Oase zu finden. Heute absolute Leere.
13. Tag
Bevor
wir wieder durch die Dünen zum Fort General Leclerc aufbrechen, um dieses zu
besichtigen, nehmen wir vom Heck drei 20 Liter Kanister und füllen diese in
den Haupttank.
So haben wir 60 kg weniger auf dem Überhang am Heck und somit auf der
Hinterachse.
Es passen genau 60 Liter hinein, um den Tank bis oben zu befüllen. Somit
lässt sich der bisherige Verbrauch leicht berechnen.
Auf der Piste haben wir 26 Liter verbraucht. Ziehen wir diese von den
nachgefüllten 60 Litern ab, ergibt sich ein Verbrauch von 34 Liter auf 100 km
im schweren Dünengelände.
Nur zum besseren Verständnis, warum der Verbrauch im Dünengelände so hoch ist:
Auf den 90 km dieser Fahrt zeigte unser Garmin im Höhenprofil eine
Bergauffahrt von 1.360 Meter an.
Wir
fahren in Begleitung unseres Yamaha-Piloten Christoph zu dem alten
französischen Fort auf dem Hügel westlich von Ksar Ghilane.
Es ist ein verwittertes, teilweise verfallenes kleines Fort von höchstens
50x50 Meter Ausmaß.
Allerdings bietet es einen wundervollen Rundumblick über die Weite der Wüste.
Eine Weile turnen wir noch mit unseren Fahrzeugen in den Sanddünen herum und
sind gegen Mittag wieder zurück in Ksar Ghilane, wo wir einen letzten Tee am
Quellsee trinken.
Christoph braucht noch ein paar Liter Sprit, da er uns begleiten möchte und
hier keine anderen Motorradfahrer waren, denen er sich anschließen konnte.
An der Kanistertankstelle außerhalb des Ortes werden ihm 3 Dinar, also mehr
als das Doppelte des üblichen Preises, abverlangt. Auf dem Campingplatz tankt
er dann für 2 Dinar pro Liter, was immer noch weit mehr ist als die 1,35, die
der Liter an jeder normalen Tankstelle in Tunesien kostet.
Im Übrigen, der Campingplatz in Ksar Ghilane ist sauber und gepflegt.
Wir
fahren ca. 16 km weiter in den Süden. Dort wird im Internet ein Campingplatz
als Geheimtipp erwähnt, der gut und sauber und mit einem Pool hübsch und
gepflegt in einer Oase gelegen sein sollte.
’Campement Ain Essebat’ steht in großen Lettern über der Einfahrt. Eine etwas
englisch sprechende Person ist die Einzige auf dem recht
heruntergewirtschafteten Platz.
Die Bar und das Restaurant machen einen ganz passablen Eindruck und auch über
die Toilettenanlage kann man nicht meckern, aber alles andere wurde ganz
typisch mal mit viel gutem Willen aufgebaut und dann sich selbst überlassen.
Die Betontische vor dem Restaurant sind teilweise zerschlagen und die
Bruchstücke liegen noch unter den Tischen. Die Beleuchtung besteht aus
einzelnen Glühlampen an rostenden Rohren oder auch nur aus blanken Drähten.
Alles wirkt heruntergekommen und ungepflegt, der angepriesene Warmwasserpool ist
mit einer Lache von 5-10 cm Wasser gefüllt.
Auf die Frage unseres Motorradfahrers, was denn die Übernachtung im Zelt kosten
soll, entschuldigt sich der Manager dieses Platzes, er müsse das erfragen, da
er erst drei Monate hier sei. Hierzu klettert er auf einen der Betontische,
um Handyempfang zu erhalten, und kommt dann freudig mit der Nachricht zurück,
dass es 25 Dinar mit Essen kosten soll.
Wir starten unsere Fahrzeuge und verschwinden in die Wüste, wo es herrliche
Standplätze gibt.
Es wird noch ein netter Abend.
Auch
heute begegnet uns den ganzen Tag über nicht ein einziger Tourist.
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Nein, es wir sind in keinen Schneesturm in
der Wüste geraten. Es ist Salz.

Es sieht aus wie Salz und schmeckt auch so!


Wir machten die erste Ausfahrt
in die Stadt mit unserer Yamaha.

Christoph folgt mit seiner Yamaha unseren Spuren durch die Dünen.

Sandrosen.


Am Horizont unser Ziel der Tembain.

Geschafft! Ab jetzt geht es wieder Bergab.
Die Düne hoch hatten wir keine Möglichkeit und keinen Nerv auszusteigen für
ein Foto.
So ein Unimog kann wirklich
einiges. Ein paar Landroverfahrer sprachen von großen Schwierigkeiten an der
letzten Düne. Unser Unimog hatte nur etwas mehr Arbeit.

Auf der Rückfahrt vom Tembain
zum Cafe am Abzweig

Cafe am Abzweig. Wir waren die
einzigen Kunden.

Vom Cafe Abzweig südlich direkt am Zaun vom Naturpark vorbei.
Die Strecke war nur 29 Km aber wir brauchten ca. vier Stunden.

Der Quellsee in Ksar Ghilane mit super sauberem warmen Wasser.

Blick vom Fort General Leclerc in Richtung Ksar Ghilane und der Sandwüste
die zu durchqueren ist um zum Fort zu gelangen.

Der Haupteingang ist noch gut
erhalten.
Die anderen Bauwerke sind Teilweise zerstört und vom Sand überweht.
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